Der entgleiste Diskurs – Beiträge zur Wiederherstellung der politischen Kultur in Corona -Zeiten mit Peter Nowak

Das Plakat zur Corona- Veranstaltung

Der Diskurs um den Umgang mit Corona und der damit verbundenen Maßnahmenpolitik spaltet die Gesellschaft wie die Linke – Stichwort Antifa vs. Freie Linke, aber auch weit über diese beiden Gruppen hinaus. Diese Veranstaltung versucht diesen Prozess zu verstehen und somit eine Basis für ein Wiederzusammenkommen linker Positionen zu schaffen. Sie fand am 29.Juli 2022 im Fichtehaus in Tübingen statt und wurde von Teilen des Wombat-Bündnisses organisiert. Fast alle Beiträge sind zum Nachhören angehängt.

Die Veranstaltung war mit etwa 40-50 Teilnehmer*innen ganz gut besucht, nachdem sie etwa eine Woche lang durch Werbung in Flyerform und über verschiedene Verteiler und Aktionskalender beworben wurde.

Erst stellte der Journalist Peter Nowak das Buch „Corona und linke Kritik(un)fähigkeit“ (http://www.agspak-buecher.de/Corona-und-linke-Kritikunfaehigkeit) vor welches er mit Gerhard Hanloser und Anne Seeck herausgegeben hatte vor. Prinzipiell zeigte er die Bandbreite und Entwicklung der Positionen verschiedener linker Akteure entlang des ganzes Spektrums von Zero Covid über Capulcu bis Freie Linke auf. Da sich im Gegenteil zu anderen europäischen Ländern die öffentliche Wahrnehmung linker Positionen hierzulande vor allem auf die Befürwortung staatlicher Maßnahmen konzentrierte, war es ein Grundbaustein der Veranstaltung die Diversität linker Positionen zu diesem Thema darzustellen.

Als zweites stellte die Philosophie Doktorandin Anna Train eine philosophische These zu Verschwörungstheorien als übersteigerten Skeptizismus dar, der die Skepsis nicht mehr nur als Methode anwendet, sondern sie zum Prinzip erhebt. Dies ist besonders destruktiv und zerstört den demokratischen Diskurs.  Die Philosophin arbeitet zu Platonismus und Neu-Platonismus. In der Diskussion wurde u.a. die Frage aufgeworfen, inwiefern dieser Skeptizismus auf alle Verschwörungstheorien zutrifft und ob er auf diese begrenzt ist, oder auch auf Teile des Mainstreamdiskurses übertragbar ist. Ihr Vortrag konnte leider nicht mit aufgenommen werden, da Teile des Referats noch für wissenschaftliche Arbeiten dienten.

Nach einer kurzen Pause befasste sich Adrian in seinem Beitrag mit dem Einfluss der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie auf den Corona- Diskurs. Er kritisierte die Diskursführung von Maßnahmengegner*innen und Maßnahmenbefürworter*innen in sozialen Medien, welche er als Folge von Strukturen des digitalen Kapitalismus verstand. Außerdem rief er zur Gründung eines „Bündnisses für analoge Achtsamkeit“ in Tübingen auf.

Es folgte ein Redebeitrag von Anne, in welchem sie unter Anderem kritisierte, dass linke Prinzipien oft nicht auf den Corona- Diskurs angewendet werden und forderte sich stärker auf eigene Argumente zu konzentrieren,statt abweichende Meinungen mit Etiketten zu versehen. Sie begründet eine linke Position gegen Impfzwang und spricht sich gegen die autoritäre Herrschaft und für einen offenen Diskurs ohne verfälschende Diffamierung aus.

Anschließend wurden Beiträge von Privatpersonen aus der Risikogruppe und Ungeimpften vorgelesen. Dabei wurde verschiedenen subjektiv- emotionalen Erfahrungen während der Pandemie einen Raum gegeben. Während Menschen aus der Risikogruppe die Gefahr des Virus als existenziell für das eigene Leben wahrnahmen und daher die Wichtigkeit von gesellschaftlichen Maßnahmen hervorhoben, schilderten Ungeimpfte Personen Alltagserfahrungen mit gesellschaftlichem Ausschluss und einer als zunehmend stigmatisierend empfundenen sozialen Wirklichkeit. Die Veranstaltung verfolgte mit der Gegenüberstellung jener unterschiedlichen Sichtweisen das Ziel gegenseitiges zwischenmenschliches  Verständnis zu fördern.

Zum Abschluss der Veranstaltung plädierte Leon für einen achtsameren, gewaltfreieren Diskurs und leitete durch sein Schlusswort in die anschließende Abschlussdiskussion über. Dank des ausgesprochen diskussionsfreudigen Publikums und den inhaltsvollen Beiträgen dauerte die Veranstaltung bis ca. 23 Uhr, anstatt wie zuvor geplant bis 21 Uhr.

Alle Redebeiträge sind zum donwloaden (rechts-klick und Ziel speichern unter) und anhören angehängt, siehe unten, außer der philosophische, da der noch nicht veröffentlicht werden darf. Gerade die Erlebnisberichte sind sehr konträr, bitte beide Seiten anhören, was für eine differenzierte linke Position ohnehin notwendig ist, bevor irgendwelche Urteile gefällt werden. In den Diskussionen, die leider nur sehr ausschnitthaft und nur mit den Beiträgen der Referent*innen aufgenommen wurden, wurde einige Beiträge kapitalismuskritisch ergänzt und reflektiert.

Zum Nachhören:
1 Begruessung:  (zum Download hier rechts-klicken)

2 Peter Nowak Corona und die Linke Kritik(un)fähigkeit Teil 1: (zum Download hier rechts-klicken)

3 Peter Nowak Corona und die Linke Kritik(un)fähigkeit Teil 2: (zum Download hier rechts-klicken)

4 Peter Nowak Corona und die Linke Kritik(un)fähigkeit Teil 3: (Download hier rechts-klicken)

Peter Nowak in der Diskussion zum globalen Süden und zu Klinikschließungen: (zum Download hier rechts-klicken)

5 Adrian: Rolle der Sozialen Medien Teil 1: (zum Download hier rechts-klicken)

6 Adrian: Rolle der Soziale Medien Teil 2: (zum Download hier rechts-klicken)

Adrian Diskussion zu Gegenstrategien: (zum Download hier rechts-klicken)

7 Annes Redebeitrag: Diskurs und Etiketten: (zum Download hier rechts-klicken)

8 Erlebnisberichte Risikogruppe 1: (zum Download hier rechts-klicken)

9 Erlebnisberichte Risikogruppe 2: (zum Download hier rechts-klicken)

10 Erlebnisbericht Ungeimpfte 1: (zum Download hier rechts-klicken)

11 Erlebnisbericht Ungeimpfte 2: (zum Download hier rechts-klicken)