Millionen von Umweltbewegten nehmen an Klimaprotesten gegen fossile Energie (Erdöl, Gas, Kohle) teil, in letzter Zeit kommen junge Aktivist*innen mit Festklebeaktionen in die Schlagzeilen. Gleichzeitig protestieren in Deutschland vermehrt Menschen wie die Gelbwesten in Frankreich seit 2018 gegen steigende Heiz- und Spritkosten. Widersprechen sich diese Kämpfe? Folgendes haben wir uns dazu überlegt.
Klimacamps und Proteste in der Umweltbewegung gegen CO2- und Methanemissionen gibt es in Europa seit Mitte der Nuller Jahre. Das Klima-Antira-Camp im Hamburg 2008 schloss an die internationale Klimacamp-Bewegung an, dem folgten 2010 jährliche Camps im Rheinland und 2011 in der Lausitz. Seit 2015 mobilisieren linke Umweltaktivist*innen als Ende Gelände zu Massenaktionen gegen den Kohleabbau in Deutschland, der einer der größten Klimaverschmutzer Europas darstellt. Den Protesten waren einerseits Proteste gegen Atomkraft vorrausgegangen, welche durch den Regierungsbeschluss aus der Atomkraft mittelfristig auszusteigen nachgelassen hatten. Diese Proteste, die hier glücklicherweise auch in Widerstand übergehen, sind enorm wichtig. Wir haben selbst daran Teil genommen, fühlen uns dieser Bewegung weiterhin verbunden und wir rufen zur Teilnahme an Klimacamps, Ende Gelände und anderen Klimaprotesten auf!
Heute sind fossile Energieträger noch leider noch lange nicht aus dem Rennen: Zwar kommt die Industrie endlich von Autos mit Verbrennungsmotor weg, aber anstatt auf umweltfreundlichere schienenbasierte öffentliche Verkehrsmittel zu setzen, wird die Autoindustrie mit Fördermitteln gerettet, um sie zu elektrifizieren, damit diese weiterhin Energie verschwenden, Städte, Dörfer und Landstraßen für Tiere, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen unsicher machen, und zusätzlich mit Batteriematerialien die Umwelt zu verschmutzen.
Das einzige was jetzt mehr oder weniger Kriegsbedingt teurer wird ist das Gas, welches verglichen mit Kohle oder Öl eine etwas bessere Ökobilanz hat, aber welches zum Großteil aus Russland bezogen wurde. Die allgemeine Inflation derzeit in Verbindung mit der enormen Steigerung der Heizkosten lasten vor allem auf dem ärmeren Teil der Bevölkerung – obwohl genau dieser Teil der Bevölkerung am wenigsten das Klima belastet. Große Wohnungen und Villen, luxeriöse Temperaturen und beheizte Pools, SUVs, Sportwagen und Limousinen, Fluggeräte und Yachten verbrauchen nunmal pro Person das vielfache an Energie. Deshalb ist die Preissteigerung im Energiesektor kein Mittel welches die Umwelt schützt und die von den Regierungen kürzlich beschlossenen Energiepreisbremsen (z.B. Übernahme der Heizkosten eines Monats durch den Staat, unabhängig von der Größe der Wohnung usw.) kein faires Mittel um die ärmeren vor dem (Er-)Frieren zu schützen.
Kein gegeneinander Ausspielen: Umwelt, Klima und bezahlbares Leben sind wichtig!
Klimaproteste dürfen nicht gegen soziale Proteste ausgespielt werden und andersrum, denn beides sind Kämpfe im unmittelbaren Interesse von uns allen in der lohnabhängigen Klasse: Wir wollen in Zukunft ein gutes Leben ohne Klimakatastrophe, Extremwetter, Verteilungskriege und Klimafluchtzwänge, ohne verstrahlte Erde. Und wir wollen heute und morgen auch gut leben, uns kaufen können, was wir zum Leben brauchen und warm durch den Winter kommen. Natürlich wollen wir lieber erneuerbare Energiequellen nutzen und Bahnfahren. Aber dazu muss die Einrichtung alternativer Energie durch die finanziert werden, die die Finanzen in ihren Händen monopolisiert haben. Und dazu muss das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs so ausgebaut werden, dass wir ohne massive Zeit- und Geldverluste diese nutzen können. Wo bleibt das 9-Euro-Dauterticket oder der kostenfreie ÖPNV? Warum gibt es direkte Straßen durch den Schönbuch von Tübingen und Reutlingen nach Stuttgart, aber die Bahn fährt nur außenrum und das völlig überteuert?
In der Gegend gibt es verschiedene Proteste, zu deren Beteiligung wir aufrufen (schreibt in den Kommentaren wenn ihr noch weitere kennt):
-Bündnis gegen Preiserhöhung Tübingen
Sämtliche Links unter: https://linktr.ee/preiserunter_tue
-Preise Runter, Löhne Rauf Stuttgart
Telegram-Kanal: https://t.me/PreiseRunter_stuttgart
Überregional könnt ihr eigenes anarchistisches Material anfertigen lassen:
-Unser Leben muss bezahlbar bleiben
https://anarchismus.de/preiserhoehungen
Die zwei Seiten linker Positionen dazu:
A: In der bewegungsnahen, linken Zeitung „Analyse und Kritik“ erschien ein Artikel, „Sozialpopulismus führt in die Irre“ https://www.akweb.de/bewegung/sozialprotest-gaspreise-inflation-sozialpopulismus-fuehrt-in-die-irre/
B: Was die A&K als „Sozialpopulismus“ bezeichnet, könnte Sarah Wagenknechts Position gemeint sein, die aber auch Argumente zu scheinen hat: