Wer wir sind und was wir wollen

Kontakt: Wenn ihr Rückmeldung habt, Props, Kritik, Themen, Beiträge oder gar richtig mitmachen wollt bei uns, meldet euch gerne unter ulaammertal@gmail.com

Wir sind…

…ein kleiner Zusammenschluss von Einzelpersonen, aus dem Ammertal, von Herrenberg bis Tübingen. Wir beginnen mit dieses Präsenz, weil wir Analysen und Texte produzieren, und Aufrufe zu Aktionen an denen wir teil nehmen teilen wollen, veröffentlichen wollen. Einige von uns sind schon lange dabei und haben an verschiedenen Orten politisch gelebt, und mit diesem Blick über Szenen in verschiedenen Städten kommt auch manchmal die Einsicht was hier falsch läuft und wie es besser gehen könnte, was hier auch Raum bekommen soll.

undogmatisch nicht nur weil wir unabhängig von jeglichen Partei-Dogmen arbeiten, was früher die undogmatische Linke von der partei-dogmatischen unterschieden hatte, sondern weil wir auch Dogmen der Szene-Linken kritisch hinterfragen wollen, für eine wirklich solidarischen, freiheitlichen, fairen und offenen Umgang miteinander. Denn leider reproduzieren viele Aktive trotz oder gerade wegen emanzipatorischer Ansprüche, autoritäre, dogmatische und intransparente Umgansweisen im persönlichen Miteinander, die den politischen Idealen vielfach widersprechen. Weil das nicht vor allem ein „Fehlverhalten von Einzelnen“ ist, sondern diskutierbare, veränderbare und sich gegenseitig beeinflussende Umgangskulturen, finden wir das Wichtig dem auch Gesprächsraum zu verschaffen. Wir wollen uns selbst dabei nicht aus der Kritik nehmen, sondern finden Selbstkritik und Fehlerfreundlichkeit wichtig. Schließlich sind wir alle in dieser neoliberalen, von Autorität uns Ausgrenzung durchzogenen Welt aufgewachsen und können von niemandem erwarten, das alles auf einmal hinter sich gelassen zu haben. Wer das behauptet, schaut entweder nur nicht genau hin, oder behauptet es um sich gegenüber anderen gut darzustellen.
Undogmatisch denken bedeutet somit, verschiedenen Ideen, verschiedenen Dogmen, eine Existenz neben der unsrigen zu erlauben. Das kann nur passieren wenn wir es schaffen zu akzeptieren, dass es neben unserer Wahrheit, unserer Ideologie, unseren Lehren, unserer Weltanschauung viele andere gibt. Wir müssen uns in Toleranz und Respekt üben, dürfen das gleiche aber auch für uns einfordern und haben das Recht, unsere Autonomie gegen Angriffe zu verteidigen.

…eine heterogene Gruppe, was heißt dass wir auch politisch in vielen Punkten unterschiedliche Positionen haben, teilweise sich widersprechende, und diese hier auch zur Diskussion stellen wollen. Diese Seite existiert unter anderem auch, weil Linksunten.indymedia.org vom Bundesinnenministerium mit absurden Vorwürfen verboten wurde, und das bis dahin ältere, aber weniger beliebte de.indymedia.org eine sehr schmale politische Bandbreite vertritt, und nur gewissen Strömungen innerhalb der radikalen Linken Raum gibt. Hier soll mehr möglich sein. So haben wir zum Beispiel zu Spaltungsthema der letzten 20 Jahre schlechthin, dem Nahostkonflikt, unterschiedliche Positionen: Manche von uns sind Israel-solidarisch, andere Palästina-solidarisch, oder haben dazu keine Position. Trotzdem arbeiten wir zusammen und sind für Austausch von Argumenten dazu, die uns alle weiterbringen, anstatt für Spaltung und gegenseitige Sabotage.

…wollen eine offene Linke, wo Leute allen Alters, Herkunft, Religion, geschlechtlicher Orientierung, jeder Kultur- und Subkultur sich willkommen fühlt, und linke Themen, Kämpfe und Solidarität praktisch gelebt werden. Wir wollen Räume wo auf freundliche Art jegliche Diskriminierungen minimiert werden und sich alle wohl fühlen können, die möglichst ohne Ausschlüsse und Ausgrenzung funktionieren. Sprache ohne Diskriminierung ist wichtig, aber Ausschlüsse aufgrund von fehlender Übung, Wissens oder Fähigkeit in Bezug auf diskriminierungsfreie Sprache sind nicht die Lösung und ebenfalls diskriminierend. Aufklärung, Diskussion und Toleranz sind der Weg, uns gemeinsam gegenseitig in diesem Feld weiterzubringen.

…sehen uns als Teil folgender Kämpfe und Bewegungen an:

Feminismus, Antirassismus und Identitätskämpfe

Die Kämpfe für Anerkennung und Gleichberechtigung aller Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Nationalität, sexuelle Orientierung oder Geschlecht, Alter oder Behinderung, also welcher Identität, werden manchmal als Identitätskämpfe zusammengefasst. Dazu gehören auch Kernthemen die der Feminismus einbringt, wie der Kampf gegen Sexismus, Abwertung und Entmündigung von Frauen*, gegen sexistische Übergriffe und sexualisierte Gewalt, für das Recht der Selbstbestimmung über den eigenen Körper, auch in Bezug auf dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch (Abtreibung).
Antirassistische Bewegungen bringen nicht nur die Forderung auf, bei der Wohnungs- und Jobsuche, auf Arbeit und im Alltag keinerlei Diskriminierung wegen Hautfarbe, Kultur, Religion, Sprache oder Abstammung zu erleben, sondern auch den staatlichen und institutionellen Rassismus zu bekämpfen und das Recht auf globale Bewegungsfreiheit und freie Wohnortwahl einzufordern, also der Kampf gegen das mörderische Grenzregime z.B. an den EU-Außengrenzen und gegen rassistische Polizeipraxis wie Racial Profiling. Es gibt viele Rassismen, die alle unterschiedlich sind, denen wir entgegen stellen. Auch wenn es dabei auch um selbst- und gegenseitige Rückmeldung dazu geht, um verinnerlichte Rassismen zu überwinden, dürfen wir andererseits nicht vergessen, dass der strukturelle Rassismus der Systems das Hauptroblem ist. Der Antisemitismus ist ein Grundübel und Verhinderer jeglicher Befreiung, weil er mehr als die meisten anderen Rassismen mit Verschwörungstheorien und versteckten Ressentiments agiert und außerdem anders als manch anderer Rassismus seine Opfer nicht nur abwertet sondern auch auf- oder überbewertet: Antisemit*innen sehen Jüdinnen und Juden als über-intelligent, super vernetzt, raffiniert intrigant und genial in verdeckter Herrschaft an. Antisemitismus ist menschenfeindlich und lenkt von der wirklichen Herrschaft ab. Dagegen hilft meisten vor allem Aufklärung und es braucht lebendige Diskussionen, damit andere Rassismen, wie der antischwarze Rassismus, der antiarabische Rassismus und der antimuslimische Rassismus gleichzeitig wie der Antisemitismus bekämpft werden können und emanzipatorische Bewegungen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Natürlich darf sich jede diskriminierte Gruppe für sich gegen die Diskriminierung organisieren (z.B. nur Frauen* oder FLINTA, nur BIPoC), auch unter Ausschluss von Nicht-Diskriminierten, aber sobald es mehr Ausschluss als unbedingt nötig gibt, beginnt die Gefahr dass das Problem nicht gelöst wird, sondern verschiedene ethnische Gruppen (einschließlich Mitglieder der z.B. deutschen sog. Mehrheitsgesellschaft) gegeneinander aufgehetzt werden. Ein gutes Mittel dagegen ist, identitätsübergreifend die soziale Frage zu stellen – also z.B. mit Menschen jeglicher Nationalität und Herkunft für bezahlbaren Wohnraum zu kämpfen. Ohnehin sollten Identitätskämpfe mit sozialen- und Klassenkämpfen zusammen gedacht und zusammengeführt werden und können oft auch nicht davon getrennt betrachtet werden.

Soziale Kämpfe (Klassenkampf) und materialistischer Feminismus

Für besseren Lohn und bessere Arbeitsbedingungen (Lohnkämpfe), aber auch für soziale Infrastruktur wie Recht auf Wohnung, gesellschaftliche Teilhabe, kostenlosen Nahverkehr, Schwimmbadbesuch, Kinderbetreuung, Arztbesuch, Altenpflege und Krankenhausaufenthalt und allgemein lebenswerte Stadt oder Dorf für Alle (auch soziale Lohnkämpfe genannt) müssen wir Alle als Lohnabhängige (sei es Arbeitslohn, Lohn als Soloselbstständnige, Transferlöhne wie Rente, Bafög oder Geld von Eltern oder Ehepartner*in) zusammenhalten. Arbeit ist dabei oft aber nicht nur Lohnarbeit, sondern auch die oft vergessene Care-Arbeit („Kümmer-Arbeit“) zu Hause, gegenüber Kindern, Verwandten, Alten und Freunden, und alle anderen Formen von Arbeit. Soziale- und Klassenkämpfe sollten mit Identitätskämpfen zusammengedacht werden. Da erstere in der gesellschaftlichen Linken jedoch oft vergessen werden, finden wir es aber sinnvoll sie hier einzeln zu erwähnen. Der Neoliberalismus lebt davon, die Menschen zu spalten und sich gegeneinander in den Konkurrenzkampf zu schicken. Das langfristige Ziel von Klassenkämpfen ist es daher, die Spaltung der Menschen in Klassen zu überwinden – Identitäten sollen durch Anerkennung und Gleichberechtigung ökonomisch keine Rolle mehr spielen – und damit den Kapitalismus zugunsten eines gerechteren, ausgeglicheneren, demokratischeren, freieren und nachhaltigeren Welt zu überwinden.
Das Problem kann aber nicht lokal gelöst werden, sondern es muss die kapitalistische globale Ungerechtigkeitsordnung, die mit Finanzinstitutionen (IWF, WTO, Weltbank), Elitentreffen (WEF, G8, G20, usw.), Geheimdienstarbeit und offenen militärischen Einsätzen dafür sorgt dass manche Länder arm bleiben und andere auf deren Kosten reicher werden. Ohne globale soziale Rechte die weltweit ein gutes Leben ermöglichen, bleiben wir in der Krise und müssen für globalen Wohlstand, Menschenrechte, Klimagerechtigkeit und faire Handelsbeziehungen kämpfen. Wir knüpfen hier an jahrhundertelange und globale Kämpfe von Frauen*, Sklav*innen und deren Nachfahren, Nicht-Weißen und BIPoC, Frauen* und FLINTA, Ausgegrenzten, Wohnungslosen, Ausgeschlossenen, usw. an, unterstützen diese und wollen diese gemeinsam weiterführen.

Friedensbewegung

Krieg ist nicht nur die extremste Form der Herrschenden die Masse der Menschen zu spalten und sie dazu zu bringen gegeneinander zu kämpfen, anstatt miteinander gegen die Herrschenden. Krieg ist enorm gewaltsam und wird fast immer von stärkeren gegenüber schwächeren Ökonomien geführt. Es kann legitime Verteidigungs- und Befreiungskämpfe geben, die auch mal bewaffnet sein müssen, wie der Aufstand der Zapatista und der Verteidigungskampf der Menschen in Rojava. Da aber auch diese Kämpfe meistens gegen letztlich übermächtige Gegner geführt werden müssen, sind soziale Auseinandersetzungen durch internationale, antinationale und globale Solidarität meist letztlich entscheidender. Sobald eine militärisch gut gerüsteter kapitalistischer und/oder autoritärer Staat in Kriege eintritt, sind aber fast immer eigene ökonomische Interessen im Spiel, die das Interesse der Selbstbestimmung der Bevölkerung unterlaufen. Gegen Bundeswehr, Militarismus, Krieg, Aufrüstung und Militärbündnisse wie die NATO auf die Straße zu gehen ist daher immer richtig. Wir verurteilen die imperialistischen Angriffskriege wie gegen Afghanistan, Irak, Libyen und Ukraine und das mörderische Anfachen und Mitmischen großer Mächte und auch der Bundesrepublik Deutschland in Bürgerkriegen wie Jemen, Mali, Sudan, usw. In Zeiten des erstarkenden deutschen Imperialismus ist es genauso wichtig diesen zu bekämpfen, wie den hiesigen Nationalismus, den russischen oder US-Imperialismus. Krieg ist immer ein Mittel von Herrschenden ihre Kontrolle und ihre wirtschaftliche Macht auszubauen, umzusetzen oder zu stabilisieren.

Umwelt, Technikkritik und Klima

Eine intakte Umwelt, ob Pflanzen, Tier, Ökosystem oder Klima, ist die Basis für ein gutes Leben heute und für unsere Kinder. Wir wollen dabei weder in Zukunft Angst vor Strahlenbelastung haben müssen (Atomkraft), noch mit Extremwetter und anderen Klimafolgen leben müssen, noch mit Kunststoff verseuchte Meere, abgeholzte oder gestorbene Wälder oder nur noch versiegelten Boden. Dabei dürfen aber nicht die Kosten für den ökologischen Umbau auf der kleinen Frau* und dem kleinen Mann abgeladen werden, sondern müssen von den Gewinnen der Konzerne abgeschnitten werden oder diese gleich in enteignet und in basisdemokratische Kontrolle überführt werden, wo sie umweltfreundlich und sozialverträglich arbeiten. Leider finanzieren umweltschädliche Konzerne wirtschaftsnahe Institutionen, die uns vorgaukeln wollen, der Klimawandel sei nicht existent oder hätte nichts mit der Verschmutzung durch Kohle-, Sprit- und Autoindustrie zu tun. Meistens sind es Großtechnologien, wie Atomkraft, Gentechnik und Flugverkehr, die Proteste auslösen, weil die Kontrolle bei riesigen Konzernen liegt und weit weg von den Betroffenen. Und auch eine andere Kategorie der Großtechnik muss kritisch beobachtet werden und verlangt gelegentliche Intervention: Digitalisierung, Überwachung und Künstliche Intelligenz.

Antifaschismus

Nazis, Neo-Nazis, Extremrechte* und Faschist*innen wollen in den meisten Fällen das Gegenteil von dem was wir wollen: Autoritarismus, Nationalismus, Mackertum, Rassismus, Antifeminismus, Rassismus, Sozialchauvinismus und Eurozentrismus. Im Kern wollen die Rechten einen starken Mann, der das Land führt, eine expansive Außenpolitik und eine stark nomierte Geselschaftsmitte, wo Abweichler*innen und Minderheiten, die oft zum Sündenbock gemacht werden, nichts mehr zu lachen haben. Extreme Rechte kämpfen mit allen Mitteln gegen linke Ideen einer Welt, wo alle Menschen in Freiheit und Gleichberechtigung gut leben können wie sie wollen. Deshalb gehört Antifaschismus zu jeder linken Identität dazu. Gegen Treffen, Reden, Demonstrationen, Infostände von extrem-rechten Gruppen und Parteien wie Kameradschaften, NPD, AfD, Identitäre Bewegung, PEGIDA gehen wir auf die Straße, versuchen diese zu blockieren, zu sabotieren, zu verhindern und darauf Aufmerksam zu machen was dort passiert. Auch bürgerliche oder rechts-offene Proteste brauchen aktive Antifaschist*innen, um die Extremrechten von den Demonstrationen zu drängen, linke Inhalte einzubringen und so Spaltungen zu bekämpfen wie in In- und Ausländer*innen, kulturelle Christ*innen und Muslime, Europäer*innen und Außereuropäer*innen usw. Hetze gegen Minderheiten und Faschismus sind keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Dazu gehört dann aber auch, genau hinzuschauen was wir als Faschismus einordnen und was nicht, und präzise mit unseren Outings und Labels umzugehen. Wenn wir da leichtfertig mit umgehen, können wir selbst antidemokratisch und autoritär wirken oder Regierungspolitik decken, die sich dieser Labels  bedient um ihre Herrschaft zu rechtfertigen und Kritiker*innen mundtot zu machen. Außerdem hat die Neue Rechte sich auf alte antifaschistische Strategien eingestellt und tut deshalb gerne so als ob sie für Redefreiheit einstehen würde und kritisiert Linke diesbezüglich geschickt und öffentlichkeitswirksam. Wir Antifaschist*innen dürfen daher nicht einfach überall unsere Mittel von vor 20 Jahren anwenden, sondern müssen bedacht vorgehen und aufzeigen, dass wir für eine freie Welt einstehen und die Rechte eigentlich das Gegenteil anstrebt.

 * Der Begriff „Rechtsextreme“ legt nahe, dass es auch „Linksextreme“ gibt und beide als „Extremist*innen“ einander ähnlich seien. Genau das will die dahinterliegende Hufeisentheorie und die damit verwandte Extremismustheorie, wenn auch Politikwissenschaftlich höchst umstritten, suggerieren. Staatliche Propaganda (z.B. Bundesstelle politische Bildung) und Repressionsorgane (politische Polizei, Staatsschutz und der sogenannte Verfassungsschutz, der selbst Verfassungsfeinde wie Neonazis unterstützt, solange sie die Eigentumsordnung aufrechterhalten, siehe NSU). Dabei sind aber Extremrechte vielen Teilen der „bürgerlichen Mitte“ z.B. mit ihrem Rassismus und Sexismus oft viel näher. Deshalb sprechen wir von Extremrechten statt von Rechtsextremen.

* FLINTA steht für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre (Menschen die sich nicht einem von zwei Geschlechtern zuordnen), Trans, Agender (Menschen die sich keinem Geschlecht zuordnen)

* BIPoC steht für Black Indigenous People of Color